Potential multimodale Mobilität
Zahlreiche Städte in Europa haben ehrgeizige Ziele zur Stärkung des Umweltverbundes (Öffentlicher Verkehr, zu Fuß gehen, Radfahren) und zur Senkung des motorisierten Individualverkehrs (MIV) definiert. Nationale und regionale Programme fördern Elektrofahrzeuge. Neuartige Mobilitätsservices, wie Car-, Bike-, oder Scooter-Sharing sowie digitale Applikationen (Apps) für Information, Routing oder Fahrdienstvermittlung ergänzen oder ersetzen öffentliche Verkehrsangebote sowie den Fuß- und Radverkehr. Diese Dienstleistungen haben auch das Potential, einen wertvollen Beitrag zur Senkung von Emissionen und zur Verbesserung des lokalen Mobilitätsangebotes zu leisten. Damit die Angebote von privaten Mobilitätsdienstleistern aber tatsächlich zur Realisierung der verkehrspolitischen Zielsetzungen beitragen, müssen entsprechende Rahmenbedingungen definiert werden.
Strategien für eine zukunftsfähige Mobilitätsplanung
Im Rahmen von Mobilitätskonzepten für neu zu erschließende Liegenschaften können alle Mobilitätsmaßnahmen, vom öffentlichen Verkehr bis hin zu Apps, auf die Bedürfnisse der künftigen BewohnerInnen und die Ziele der Stadt abgestimmt werden. Die Schaffung einheitlicher digitaler Schnittstellen und Plattformen für Verkehrsinformationen, Routing, Buchung und Bezahlung ermöglicht Synergien zwischen öffentlichen und privaten Verkehrsanbietern. Die physische Verortung unterschiedlicher Mobilitätsdienstleistungen an einem Ort, an so genannten ‚Mobility Points’ erleichtert für NutzerInnen die Wahl des passenden Verkehrsmittels. Die Bereitstellung ergänzender Mobilitätsangebote, wie Car- oder Bikesharing vermindert die Abhängigkeit vom privaten (Zweit-)Wagen. Der Druck auf den öffentlichen Parkraum sinkt.
Stellplatzregulativ
Ein sehr weitreichendes Lenkungsinstrument für Kommunen ist die Stellplatzorganisation und das Parkraummanagement. „Die Möglichkeit, den eigenen PKW im Wohnbereich abzustellen hat einen wesentlichen Einfluss auf den PKW-Besitz und die Häufigkeit der PKW-Nutzung.“, ist im Ergebnisbericht des BMVIT zur österreichweiten Mobilitätserhebung 2013/14 zu lesen. Um den umweltpolitischen Emissionszielen und der teils sinkenden Nachfrage nach privaten PKWs zu entsprechen, kann das Stellplatzregulativ flexibler gestaltet werden. Voraussetzung dafür ist die Ausgestaltung des rechtlichen Rahmens und der Wohnbau-Förderrichtlinien. Ausnahmen vom Stellplatzregulativ müssen möglich sein und Mobilitätskosten als Teil der Baukosten anerkannt werden können. Dazu sind Änderungen im Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz unumgänglich.
Organisation und Kommunikation
Damit die Mobilitätsmaßnahmen Wirkung entfalten, sollten sowohl BewohnerInnen als auch AnrainerInnen diese nutzen können. Erfolgsentscheidend für ergänzende Mobilitätsangebote ist letzendlich die Akzeptanz der NutzerInnen. Essentiell ist dabei der Zeitpunkt des Wohnungswechsels, wenn Menschen ihre Mobilität neu organisieren. Die ergänzenden Mobilitätsangebote müssen daher bereits mit dem Vertrieb der Wohnungen kommuniziert werden. Eine zentrale Anlaufstelle für Mobilität im Quartier erleichtert ab dem Bezug der Wohnungen die Nutzung. Die laufende Evaluierung und Anpassung der Angebote an die Bedürfnisse der BewohnerInnen ist mitentscheidend.
Proaktive Wohnbauträger haben in ergänzenden Mobilitätsangeboten bereits einen Mehrwert für ihre Immobilien erkannt. Sie integrieren E-Car- oder Bikesharing auf ihren Liegenschaften, da diese Mobilitätsdienstleistungen ein zusätzliches Service für Ihre BewohnerInnen darstellen, das Image der Immobilie steigern und diese am Markt differenzieren.
Von der Idee zur Realisierung
MO.Point plant und betreibt ergänzende Mobilitätsangebote für Immobilien und Stadtquartiere. BewohnerInnen und AnrainerInnen können an den Mobility Points für jeden Einsatz das passende Fahrzeug mieten. MO.Point steht für alle Anliegen der NutzerInnen bereit und kümmert sich um die Servicierung und Wartung der Fahrzeuge. Im Vorfeld plant MO.Point die ergänzenden Mobilitätsangebote, stimmt diese mit allen Stakeholdern ab und stellt das Bindeglied zwischen Bauträgern und BewohnerInnen dar. Aktuell sind zahlreiche Mobility Points in Planung und Errichtung. Ziel des Unternehmens ist es, für seine KundInnen die Mobilität am Wohnort so einfach wie möglich zu gestalten.
Was die Zukunft bringt
Welche Mobilitätsangebote sich letztendlich durchsetzen, entscheiden die KonsumentInnen. Doch Städte, politische Entscheidungsträger, Stadt- und Verkehrsplaner sowie Projektenwickler und Wohnbauträger haben die moralische Verantwortung, das Mobilitätsverhalten nachhaltig positiv zu beeinflussen. Dabei können Wohnbauträger durch die Verlagerung der für die Stellplatzerrichtung eingesetzten Mittel hin zur Förderung von ergänzenden Mobilitätsangeboten beitragen. Aber auch jede Kommune muss das Ihre beitragen, um den öffentlichen Raum attraktiver zu gestalten und den Fuß- und Radverkehr sowie den ÖV und ergänzende Mobilität zu fördern. Dies alles erfordert vor allem ein Umdenken: Weg vom Stellplatz, hin zur Mobilitätsversorgung.